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Das
Projekt: der Aufbau eines modernen Vergasers auf einen Volvo
Objektiv
Mein Ziel war,
einen
Personenwagen mit einem modernen Vergaser aus rostfreiem Stahl
auszustatten. An erster Stelle war ein Amerikanischer Pick-up Truck
vorgesehen, wegen der praktischen Ladeplattform, auf dem der Generator
einen Platz finden kann. Auch die niedrige Drehzahl des grossvolumigen
Motors ist sehr geeignet für Holzgas.
Ein ordentlicher Truck würde jedoch ein
beträchtliches
finanzielles Bluten bedeuten. Sowohl das Erwerben als auch die Steuer
des Autos. Oldtimer sind im Allgemeinen in mäßigem
Zustand
und nur kostspielig zu erwerben. Außerdem braucht ein
großes Auto viel Kraftstoff. Und das muß leider
auch
produziert werden.
Deshalb doch einen Personenwagen. Mit dem man etwas transportieren
kann. Die Anlage auf einem Anhänger kam nicht in Frage. Es
müßte ein praktisches Auto sein, das auch auf einem
normalen
Parkplatz abgestellt werden könnte.
Nun, ich habe eine Schwäche für Volvos und auf meine
Liste
„noch zu haben Autos“ stand einen Volvo 240.
Während
des Aufbaus und zweifellos nach Vollendung, hat sich erwiesen, dass der
Volvo eine glückliche Wahl war.
Nach Ansicht von Eingeweihten ist dies der erste ernste Versuch nach
dem zweiten Weltkrieg, um einen mobilen Holzvergaser in den
Niederlanden zu bauen. Das Interesse der Firmen aus der Biomassenwelt
und die zu erwartende Aufmerksamkeit der Medien, forderten mich heraus,
einen ordentlichen Aufbau zu planen. Dazu würden
Fachleute
gebraucht.
Vorbereitung
Noch vor dem Erwerb habe ich die RijksDienst voor Wegverkeer gefragt,
ob es Anforderungen in Bezug auf das Fahren auf Holzgas gibt. Die gibt
es nicht. Auch gibt es keine Verbrauchssteuer; nur zeigte sich
später aus, daß das nicht ganz stimmt.
Die RDW verlangte jedoch, daß die Anlage stabil aufgebaut
würde, ohne scharfe Teile. Nachfrage beim
Holländischen
TÜV ergab das Selbe. Dieses gab dem Bürger Mut.
Danach: Studie der notwendigen Literatur und Anschluß an
einige
Holzgasforen für die notwendige theoretische
Unterstützung.
Ich empfehle jedem, der einen Vergaser bauen möchte,
jedenfalls
ein Buch über Holzvergasung zu lesen. Ohne zu verstehen, was
genau
passiert im Generator und ohne korrekte Dimensionierung des Oxidations-
und Reduktionsbereiches, ist es unmöglich einen erfolgreichen
Vergaser zu bauen. Die meisten der Initiativen scheitern an einem
Überschuß an Begeisterung und einem Mangel an
Wissen. Und
Mangel an Geduld und Ausdauer.
Leider gibt es keine Höllandische und wahrscheinlich auch
keine
ausreichende Deutsche Literatur über mobile Holzvergasung. Auf
Englisch gibt es einige Dokumente wie das FAO 72 paper:
„Woodgas
as engine fuel“ und das „Handbook of Biomass
Downdraft
Gasifier Engine Systems“. Beide Bücher sind datiert,
aber
reichen für das grundlegende Wissen. Gut genug, um einen
erfolgreichen Holzvergaser zu bauen. Und sind zu downloaden vom
Internet.
Heikler Punkt ist das Gewicht an der Rückseite. Jedes Kilo auf
der
Plattform ist anderthalb Kilo auf der Hinterachse. Eine leichte
Aufbauweise war notwendig, um die Achse nicht zu überlasten.
Außerdem ist ein Drittel der Installation zur Frontseite des
Autos gebracht worden, für eine bessere Gewichtsverteilung.
Gezielt suchen auf den Foren, und man lernt, wie die Berechnungen
durchzuführen sind. Berechnungen (für welche das Auto
bekannt
sein muß) führten zu Aufbauzeichnungen, in dessen
ich
ständig eine Menge geändert habe, bis ich zufrieden
war.
Unterdessen wurden Gespräche geführt und Absprachen
gemacht
mit Familie und Bekannten, die meine Bleistiftzeichnungen in Autocad
umwandelten. Kepser Prometaal hat sich zugelegt, die Teile zu schneiden
und zu walzen. Ein professioneller TIG Schweißer fand sich in
meinem Nachbar Wil. Zahllose Probleme tauchten auf; konnten aber
Stück für Stück gelöst werden. Das
frisst viel
Zeit, ist aber sehr zufriedenstellend. Obwohl ein Haus bauen einfacher
ist .....
Aufbau
Noch bevor alle Zeichnungen endgültig fertig waren und in
Autocad
standen, habe ich mit dem Bau von Details rundum die Hauptbestandteile
angefangen. Die ECU’s der Zündung und
Einspritzanlage sollen
während des Fahrens auf Holzgas augeschaltet und eine
zusätzliche Zündung eingeschaltet sein. Der
Gas/Luftmischer
mit 4 Gasklappen war ein Zeit fressendes Teil, wie auch die Bedienung.
Ein neuer Filterkasten mit separatem Kompartiment für das
Holzgas
fand seinen Platz vor dem Kühler, der seinerseits nach hinten
verschob. Alles in allem habe ich mehr Zeit unter die Motorhaube und
dem Armaturenbrett als an der Rückseite des Autos verbracht.
Die Teile sammeln hat besonders viel Zeit gekostet. Ohne offenes Budget
muß der kreative Teil des Geistes den Konflikt
angehen mit
dem rationellen Teil. Jedoch eine Bereicherung für beide.
Der Gaskühler ist vor die Vorderachse eingebaut, um hinten
Gewicht
wegzunehmen. Ich wünschte den Gaskühler nicht in
Sicht, weil
ein Kühler mit genügend Kapazität
groß ist und
infolgedessen nicht elegant aussieht. Außerdem ist es ein
hartes
und scharfes Teil, das Fußgänger oder Radfahrer bei
einem
Zusammenstoß ernsthaft verwunden kann. Deswegen ist er unter
dem
Auto versteckt. Nachteil ist eine kleinere Bodenfreiheit. Es sieht aber
großartig aus. Leute gehen gerne auf die Knie, um es
anzuschauen.
Der nach vorne verschobene Nachheizer ersetzt den Grill. Der Nachheizer
wärmt das nasse Gas aus dem Gaskühler auf und
trocknet es so.
Es gibt aber wenige Grills aus rostfreiem Stahl. Und bestimmt keine die
25 Kilo wiegen…
Für den Laien erscheint die Frontseite auf den ersten Blick
unverändert.
Jedes Teil ist ausgestattet mit Explosionsdeckel oder - Klappen, um in
der Lage zu sein, ein Husten zu entladen.
Ich war mal übelgelaunt und hatte zuviel Zeit. Habe die Zoll-
und
Steuerverwaltung angerufen mit der Frage, ob Holzgas zu besteuern ist.
Das habe ich bedauert… Mir wurde gesagt, daß jeder
Motorkraftstoff zu besteuern ist. Man würde es
nachprüfen und
mir mitteilen. Nach zwei Wochen empfing ich eine umfangreiche E-mail
mit einer schlechten Nachricht. Holz und Holzgas sind in der Tat
steuerfrei, aber weil es hier einen Motorkraftstoff betrifft, sucht die
Zoll- und Steuerverwaltung einen bekannten Kraftstoff vergleichbar dem
Holzgas. Dieses ist Methan, mit Nihil-Steuer. Gute Nachricht, dachte
ich…
Es ist aber so, dass jede zu besteuernde Ware angefertigt werden soll
auf einem sogenannten AGP. Das ist ein Platz an dem die
Zollbehörden überprüfen können, ob
ein Produzent
sich an die gesetzlichen Regeln hält. In meinem Fall ist das
Auto
so ein AGP. Und ein AGP darf nicht mobil sein. Zusammenfassung und
Empfehlung der entscheidenden Kommission der Zoll- und
Steuerverwaltung: Holzvergasung für mobile Anwendungen ist
verboten…
Da habe ich doch eben Bauchschmerzen gehabt. Glücklicherweise
hat
ein höherer Beamte des Finanzministeriums seine Angestellten
zurückgepfiffen und mir viel Erfolg mit dem Projekt
gewünscht! So hatte meine Übellaune doch noch Erfolg;
leider
war der Weg dahin ein bisschen übel.
Resultat
Ende Juli 2008 war der Tag des Urteils. Fast ein Jahr der Vorbereitung
und des Aufbaus würde an diesem Tag getestet. Sehr aufregend!
Den Herd abgefüllt mit Holzkohle und obendrauf
Holzblöckchen.
Die elektrische Zündung mittels eine Glühkerze war
ein
Hirngespinnst von mir und keine Ahnung, ob es funktionieren
würde.
Also: Gebläse an, Glühkerze an und Ausschau nach
Rauch aus
dem Schornstein: nichts. Nochmal versuchen: wieder nichts. Frustriert
die Kerze aus dem Herd gezogen und heiße Holzkohleteilchen
flogen
heraus! Und eine Minute später: brennendes Gas!
So haben wir eine Stunde lang das Gas abgefackelt, um den Herd sich
setzen zu lassen. Unterdessen habe ich mit einer Stroboskoplampe die
Zündung verstellt, während Diny, meine Frau, den
Motor mit
dem Anlasser rund gedreht hat. Und da sprang er schon an! So leicht
zündet Holzgas.
Jemand, der die Video’s von Holzgasauto’s auf
Youtube
gesehen hat, sieht häufig einen gleichzeitig freudigen und
ängstlichen Blick auf dem Gesicht des Holzgasers, wenn er
fertig
ist für die erste Fahrt. Bei mir war das nicht anders.
Vorsichtig losgefahren, aber es lief so glatt, daß nach ein
paar
Kilometern die 100 km/h bereits erreicht wurden! Mehr als ich erwartet
hatte. Nach dreißig Kilometern war Ende, weil das Hochvakuum
zwischen Krümmer und Mischer einen Bruch im Schlauch saugte.
So sind mehrere Wochen vobei gegangen, in denen Verbesserungen
angebracht und Kindeskrankheiten behoben worden sind. Auf dem Internet
ist viel Theorie über das Fahren auf Holzgas zu finden, nur in
der
Praxis ist es ein Anschlag auf den autodidaktischen Geist. Das
heißt: durch Schaden und Schande schlau werden.
Nachdem 2000 Kilometer auf Holzgas zurückgelegt waren,
funktionierte alles richtig und nach Zufriedenheit. Die maximale
Geschwindigkeit ist 120 km/h. Kreuzgeschwindigkeit 100-110 km/h.
Verbrauch ungefähr 30 Kilo Holz für 100 Kilometer,
was auch
eine Füllung ist. Mit dem Rücksitz voller
Säcke Holz ist
die zu fahrende Gesamtstrecke ungefähr 400 Kilometer.
Ich erhielt die schönsten Komplimente von den erfahrenen
Finnischen Holzgasern. Laut denen, ist der Volvo das erste Auto, das
völlig entsprechend der gegenwärtigen
„State of the
art“ gebaut ist. Das allerschönste ist aber eine
Erwähnung mit Bildern im berühmten Buch von Vesa
Mikkonen:
„Woodgas for mobile applications“.
Dankwort
Ich möchte meinen Dank aussprechen an die Leute, ohne deren
Zusammenarbeit das Projekt unmöglich zu vollenden war:
„Maxgasman“ für sein enormes Wissen der
mobilen
Vergasung. Ohne ihn wäre es nicht möglich
gewesen.
Außerdem konnte er meinen Überenthusiasmus
mässigen und
während einer langen Zeit festhalten.
Vesa Mikkonen für sein fantastisches Buch (Ich hätte
es mir
viel eher beschaffen müssen) und unseren
regelmäßigen
Kontakt.
Die Mitglieder des WoodGasforums und des Woodgasbuildersforums
Chris, Bart und Stephan von Kepser Prometaal in Cuijk für die
Lieferung des rostfreiem Stahls
Wil, für seine ausgezeichnete TIG Schweissarbeit
Henry und Jacko für die Autocad Zeichnungen
Toon für das Benutzen von der Drehbank
Birgit und Terry für die Korrektur der Deutschen und
Englischen Version dieser Website
Automobil-elektra van Dommelen, Wanroy und Autofirma Wim Rische, Cuijk
für Lieferung und Reparatur der neuen Zündung
Internetwebshop.nl für den Umwandler
Devobo Deventer, für die Lieferug des Autoholzes
Mark Hendriks für den Aufbau der Website
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